Was ist MadMuscles?
MadMuscles ist ein App-basiertes Programm, um Muskeln aufzubauen oder abzunehmen. Als Nutzer beantwortest du einige Fragen zu deinen Voraussetzungen, Vorlieben und Zielen und sollst dann einen speziell auf dich zugeschnittenen Trainingsplan bekommen. Wir haben es ausprobiert und geben hier eine professionelle Einschätzung aus sportwissenschaftlicher Sicht.
Wie funktioniert MadMuscles?
Nach dem Klick auf eine Anzeige füllt man zuerst einen umfangreichen Fragebogen aus. Darin sind allerlei Fragen zur Zielsetzung (Problemzonen) und individuellen Vorlieben (z.B. bestimmte Übungen). Auf Basis dessen wird ein Plan erstellt. Um diesen zu nutzen, muss man allerdings ein kostenpflichtiges Abo abschließen, das sich automatisch verlängert.
Was kostet MadMuscles?
MadMuscles bietet mehrere Pläne an. Der erste Abrechnungszeitraum ist reduziert, nach dessen Ablauf wird es dann deutlich teurer.
- 1 Woche Plan: 6,93 € zzgl. 19% MWST (danach 39,99 €)
- 4 Wochen Plan: 15,19 € zzgl. 19% MWST (danach 39,99 €)
- 12 Wochen Plan: 25,99 € zzgl 19% MWST (danach 69,99 €)
Tückisch: Die oben genannten Preise beziehen sich nur auf den Trainingsplan. Erst nach dessen Erwerb wird klar, dass ein Ernährungsplan (für effektives Training sehr wichtig!) 20 € extra kostet. Hier hätten wir uns mehr Transparenz gewünscht.
Auch dass der Abo-Preis nach dem ersten Abrechnungszeitraum steigt, steht nur im Kleingedruckten.
Unsere Einschätzung & wissenschaftliche Kritik an MadMuscles
Wir haben keine Kosten und Mühen gescheut und MadMuscles für Euch ausprobiert. Für meinen Test gab ich an, gerne Muskeln aufbauen zu wollen, aber auch schon sehr erfahren zu sein (8 von 10 auf der MadMuscles Skala). Ich trainiere bereits mehr als 3x pro Woche.
Aufwärmen
MadMuscles bot mir nur ein allgemeines Aufwärmprogramm vor dem Training an. Deutlich besser wären Übungen, welche gezielt die später im Training beanspruchten Körperbereiche aufwärmen. Norum, Schoenfeld & Fimland (2021) empfehlen: “we advise restricting the warm-up to exercise-specific warm-ups,”.
Hier geschieht leider das Gegenteil. Das Warm-Up ist vor jedem Training gleich. Das geht deutlich besser!
Trainingsplan
Als Trainingsplan wurden mir 3 Trainings pro Woche in einem Ganzkörperprogramm empfohlen. Das ist weniger, als ich gerade mache. Für einen effektiven Muskelaufbau muss ich aber meinen Stimulus erhöhen. Laut Donath & Faude (2020) ist die Progression, also regelmäßig wirksame Trainingsreize durch höhere Belastung zu setzen, eines der Hauptprinzipien, um das zu erreichen. Das passiert hier jedoch nicht, weil mein bisheriges Training komplett außer Acht gelassen wird.
Für einen Anfänger wäre das mir vorgeschlagene Ganzkörperprogramm aber ganz in Ordnung.

Auf 2 wichtige Prinzipien wird leider gar nicht eingegangen: Intensitätssteuerung und Autoregulation. MadMuscles gab mir im Trainingsplan zwar vor, wie viele Sätze und Wiederholungen einer Übung ich machen sollte, aber nicht mit welcher Intensität.
Gutes Coaching achtet immer auf die Intensität. Je nach Tagesverfassung können sich 40kg beim Bankdrücken an einem Tag so intensiv anfühlen, wie 50kg an einem anderen Tag. Ein gutes Mittel zur Autoregulation ist die RPE-Skala (Rate of Perceived Exertion).
Satz- und Wiederholungsschemata sind nicht gut durchdacht und folgen weder einer nachvollziehbaren Logik, noch Empfehlungen der Sportwissenschaft.. Pausen zwischen den Sätzen sind immer gleich lang, sie sollten aber definitiv in Relation zum Belastungsreiz stehen. Also längere Pausen bei höherer Belastung.
Video-Anleitungen für Übungen
Als Coach, Sportwissenschaftler und Hobby-Powerlifter habe ich mich intensiv mit der technischen Ausführung der Grundübungen beschäftigt und gebe regelmäßig Klient*innen Feedback zu ihrer Technik. Teilweise sehe ich da bei den Videoanleitungen von MadMuscles starken Verbesserungsbedarf. Wenn mir ein*e Kund*in dieses Video vom Kreuzheben schicken würde, hätte ich viele Verbesserungsvorschläge. Bei MadMuscles steht es hingegen als Musterbeispiel für die Ausführung dieser Übung.

Individuelle Anpassung
Löblich ist generell, dass ich mein Programm individuell anpassen kann. Leider gibt es aber keine Hinweise, welche Auswirkungen das auf meinen Trainingserfolg hat. Im Test konnte ich sehr wichtige Grundübungen durch Assistenzübungen ersetzen. Das hätte massive Folgen für meinen Trainingsfortschritt, einen Hinweis dafür gab mir MadMuscles aber nicht. Gerade für Anfänger, die Geld für einen funktionierenden Plan ausgeben wollen, ist hier Vorsicht geboten.
Ernährungsplan
“81% Ihrer Ergebnisse hängen von Ihrer Ernährung ab” mahnt MadMuscles im Fragebogen. Nur um mir wenig später 20 € extra (zusätzlich zu den Kosten des Trainingsplans) für einen Ernährungsplan zu berechnen.
Auf Ernährungsvorlieben (vegetarisch, vegan) und sogar einzelne Lebensmittel wird im Fragebogen ausgiebig eingegangen. In der App erhält man dann Rezepte, die dazu passen. Zu jedem Gericht werden Eiweiß-, Kohlenhydrate- und Fettgehalt angezeigt.

Was fehlt, ist die Möglichkeit, eigene Mahlzeiten in der App zu tracken. Wer schafft es schon jeden Tag 3x die vorgeschlagenen Rezepte zu kochen? So komme ich sehr schnell durcheinander und verliere den Überblick, ob meine Kalorien- und Proteinzufuhr ausreichend ist.
Zudem gibt es teils dubiose Empfehlungen. Säfte werden z.B. verboten, stattdessen Alkohol empfohlen.
"Die mediterrane Ernährung sieht vor, dass Sie regelmäßig Wein genießen, aber nicht mehr als 1-2 Gläser pro Tag."
"Trinken Sie stattdessen klares Wasser, oder trinken Sie ab und zu ein Glas trockenen Rotwein."
Alkohol schadet (gerade beim Training) ab dem 1. Tropfen (Tagesschau, 2023) und hat teils auch nicht weniger Kalorien als ein Saft.
„Der Eiweißanteil im täglichen Speiseplan sollte 30-35 % betragen.“
Ist mir als Aussage zu ungenau. Besser wäre eine klare Empfehlung: 1,6g Eiweiß pro kg Körpergewicht sind ein guter Richtwert für jede*n ambitioneirte Sportler*in (Morton et al. 2018).
Insgesamt sind mir die Ernährungsfeatures für den Preis zu wenig. Ich lerne weder, worauf es ankommt, noch passt das Angebot der App gut in meinen Alltag. Das macht es schwer, den wichtigen Bereich Ernährung im Griff zu behalten.
MadMuscles funktioniert bei mir nicht - was mache ich falsch?
Wenn du mit MadMuscles keine Erfolge siehst, kann das mehrere Gründe haben.
- Der Ernährungsplan ist sehr schwer einzuhalten. Für den Muskelaufbau ist es jedoch essentiell, das Training durch die richtige Ernährung zu unterstützen.
- Dein Trainingsreiz ist nicht passend. Durch die fehlenden Intensitätsangaben bzw. einen Mechanismus zur Autoregulation bleibt die Steuerung des Trainingsreizes (Auswahl des Gewichts / wie nah gehst du ans Limit) komplett an dir hängen. Genau das macht einen guten Trainingsplan aber aus.
- Dein Plan ist nicht flexibel genug. MadMuscles setzt dir einmal einen Plan vor, und danach kannst du nicht auf Alltagsumstände reagieren. Was, wenn du mal in Urlaub fährst, generell viel unterwegs bist oder sonst etwas Unvorhergesehenes passiert?
MadMuscles kündigen
Unnötig fand ich, dass ich nach dem Abschluss meines Abos bis zu 24h warten musste, um es wieder kündigen zu können. Das mag technische Gründe haben, erhöht aber die Chance, es zu vergessen und ungewollt mehr Geld auszugeben.
Kündigen kann man zudem nur über einen Browser, nicht in der App. Bei Trustpilot gibt es viele Beschwerden bezüglich des Kündigungsprozesses, hier stehe ich also nicht alleine mit meiner Kritik.
Gute Alternativen zu MadMuscles
Als Sportwissenschaftler müssen wir oft kopfschüttelnd zusehen, wie immer mehr halbgare Angebote den Markt überschwemmen. Alles wird zu Geld gemacht, nicht selten bei einer sehr mauen Leistung. Deshalb haben wir für Interessierte ein kostenlose WhatsApp-Gruppe erstellt.
Darin erhältst du:
- kostenlose Trainingspläne von uns
- kostenlose Ernährungspläne & Guides
- Eine Liste an soliden Apps, die wir geprüft haben
Klicke einfach auf diesen Link, um beizutreten.
Ist MadMuscles ein Fake?
Der Trainingsplan, den ich für meinen Test erworben habe, ist grundsätzlich solide. Ein maßgeschneidertes Trainingskonzept eines ausgebildeten Experten kann die App zwar nicht ersetzen. Einsteiger bekommen hier aber einen Plan, der in Ansätzen auf individuelle Wünsche eingeht.
Wer steckt hinter MadMuscles?
MadMuscles ist ein Angebot von AmoApps Ltd., welches seinen Hauptsitz in Zypern hat und Teil von Amo (Amo Media) ist. Neben MadMuscles zeichnet sich die Firma auch für die Apps Unimeal und Harna verantwortlich. Laut LinkedIn hat das Unternehmen 200-500 Angestellte und unterteilt sich in 3 Arme:
- AmoApps (MadMuscles, Unimeal und Harna)
- AmoPictures (u.a. DramatizeMe YouTube Channel)
- AmoPublishing (u.a. AmoMama Website)
Amo bezeichnet sich selbst als "Team of professionals that makes health and wellness mobile applications", ist also speziell auf die Entwicklung von Fitness-Apps spezialisiert.
Unser Fazit
Anfänger werden mit MadMuscles sicherlich erste Achtungserfolge erzielen können. Fortgeschrittene Athlet*innen werden hier nicht viel Neues finden oder ihr Training gar verschlimmbessern.
Während mein Trainingsplan noch ganz ok war, bin ich mit den Ernährungsfeatures für 20€ unzufrieden.
- Was ist, wenn ich auswärts essen muss oder will?
- Ich sehe nicht, wie viel Protein oder kcal ich zu mir nehmen soll
- Rezepte insgesamt oft recht kompliziert
MadMuscles ist außerdem ein Abo, das bei Trustpilot viele negative Kommentare einheimst. Ich zahle also monatlich bis zu 70 € für einen Plan, an dem sich eigentlich nichts ändert. Meiner Meinung ist es sinnvoller, das Geld zu nehmen und in einen professionell erstellten Plan zu investieren, der dann auch wirklich zu 100% auf dich zugeschnitten ist.